So., 10. Sept.
|Bebelplatz
Michel Friedman: Schlaraffenland abgebrannt (Berlin Verlag)
Foto: Nicci Kuhn
Zeit & Ort
10. Sept. 2023, 18:00 – 18:45
Bebelplatz, Unter den Linden, 10117 Berlin, Deutschland
Über die Veranstaltung
Corona, Klimakrise, Krieg: Die Zeit der Sicherheit ist vorbei, die Wohlfühlgesellschaft, die sich in den letzten 30 Jahren etabliert hat, ist Vergangenheit. Angst, Irrationalität und Abwehr bestimmen einen Teil unserer Debattenkultur. Viele Menschen haben nicht ausreichend gelernt, mit Furcht umzugehen und gesellschaftspolitische Krisen durch eine konstruktive Streitkultur zu bewältigen. Das muss nun nachgeholt werden. Werden wir in diesem Jahrzehnt nicht aktiv, könnten Deutschland und Europa zu Entwicklungsländern werden. In seiner Gesellschaftsanalyse wirbt Friedman für überlegtes und couragiertes Handeln. Er ruft dazu auf, die Krisen, die da kommen werden, mit angemessenem Respekt anzunehmen und die Angst und Panik zu überwinden. „Wir müssen uns unseren Realitäten stellen. Das haben wir seit Jahrzehnten nicht getan. Klimakatastrophe, Seuchengefahr, sozialpolitische und geostrategische Verwerfungen – all das war uns lange bekannt, doch es war uns lästig. Lieber haben wir die Risse übersehen und übertüncht. So lange, dass wir heute nicht mehr wissen, was man mit Rissen macht. Wir sind planlos. Nicht krisenfest. Unentschlossen. Das ist gefährlich.“ (Michel Friedman)
Michel Friedman, , geb. 1956 in Paris, ist Rechtsanwalt, Philosoph, Publizist und Moderator. Von 2000 bis 2003 war er stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland und Herausgeber der Wochenzeitung Jüdische Allgemeine sowie von 2001 bis 2003 Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses. Er engagiert sich gegen Rechtsradikalismus und für die Integration Geflüchteter. Seit 2016 ist er Honorarprofessor und leitete bis 2022 das von ihm mitgegründete Center for Applied European Studies an der Frankfurt University. Er moderiert u. a. die Sendung „Auf ein Wort“ bei der Deutschen Welle und „Friedman im Gespräch“ im Berliner Ensemble sowie das Demokratieforum auf dem Hambacher Schloss und die Veranstaltungsreihe „Denken ohne Geländer“ (Hannah Arendt) im Jüdischen Museum Frankfurt am Main.
Moderation:
Simone Miller, geboren 1986, studierte Philosophie und Politikwissenschaft in Berlin, Buenos Aires und London. Anschließend volontierte sie beim Deutschlandradio. Heute verantwortet sie die Philosophie-Sendung „Sein und Streit" im Deutschlandfunk Kultur. Außerdem moderiert sie Formate wie lit.cologne, phil.cologne und Suhrkamp-Diskurs. Wenn sie nicht gerade moderiert, schreibt sie Beiträge zu geisteswissenschaftlichen Themen: manchmal journalistisch, manchmal akademisch.