Literaturzelt am Bebelplatz: Franz Kafka. Sein Leben als Schriftsteller
Mo., 16. Sept.
|Literaturzelt am Bebelplatz
Mit Hans-Gerd Koch, Isabelle Lehn, Jaroslav Rudiš Moderation: Natascha Freundel


Zeit & Ort
16. Sept. 2024, 19:30 – 21:00
Literaturzelt am Bebelplatz, Bebelplatz, 10117 Berlin, Deutschland
Über die Veranstaltung
Im Rahmen der Jüdischen Kulturtage Berlin 2024 wird Franz Kafka anlässlich seines 100. Todesjahres auf dem Bebelplatz mit einer besonderen Veranstaltung geehrt. Dabei kehren seine Bücher, die während der Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten vernichtet wurden, symbolisch an diesen historischen Ort zurück. Der Abend wird von diesen Künstlern, Expertinnen und Experten gestaltet, die jeweils eine besondere Verbindung zu Franz Kafka haben:
• Prof. Hans-Gerd Koch, führender Kafka-Forscher und Mitherausgeber der Kritischen Ausgabe von Kafkas Werken, spricht über Kafkas Leben als Schriftsteller und seine Beziehung zum Judentum. Außerdem erläutert er die Bedeutung von Kafkas Tagebüchern für das Verständnis seines Werkes und seiner persönlichen Konflikte.
• Isabelle Lehn spricht über ihren Beitrag „Vom Trost der Tagebücher“ (aus: „Kafka gelesen“) darüber, wie kafkaesk es sich anfühlen kann, ein schreibendes Leben zu führen. Die Schriftstellerin beleuchtet, wie Kafkas Tagebücher helfen, seine Werke im biografischen und historischen Kontext zu verstehen, und diskutiert, welche unverfälschte Sichtweise sie auf Kafka bieten, beispielsweise seinen Humor.
Franz Kafka (3. Juli 1883 bis 3. Juni 1924) galt als einer der bedeutendsten Vertreter der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts. Als einziger deutschsprachiger Dichter brachte er es zu einem eigenen Adjektiv: kafkaesk. Sein schriftstellerisches Leben war von ständigen Zweifeln sowie familiären und gesellschaftlichen Erwartungen geprägt. Er träumte von einer bürgerlichen Familie oder einem Leben als freier Schriftsteller – beides blieb unerfüllt. Als erfolgreicher Versicherungsjurist konnte er nur in seiner Freizeit schreiben und veröffentlichte daher nur wenige Texte.
1917 erfuhr Kafka von seiner Tuberkuloseerkrankung und gab seinen Beruf auf, um sich auf seine Genesung und sein literarisches Schaffen zu konzentrieren. 1923 lernte er an der Ostsee die in Berlin lebende Dora Diamant kennen. Sie stammte aus einer chassidischen Familie in Polen und war tief in der jüdischen Tradition verwurzelt. Während der Hyperinflation zog Kafka mit ihr nach Berlin. Er zeigte zunehmendes Interesse am Ostjudentum, Zionismus und der hebräischen Sprache, was sich in seinen Werken widerspiegelte. Die steigende Inflation erschwerte das Leben, doch Kafka und Diamant blieben stoisch. Anfang 1924 verließ Kafka Berlin und ging ins Sanatorium bei Wien, wo er am 3. Juni 1924 starb.
Zu Lebzeiten wurden Kafkas Schriften hauptsächlich in den Verlagen Rowohlt, Kurt Wolff, Die Schmiede und in Literaturzeitschriften wie Die Neue Rundschau veröffentlicht. Testamentarisch verfügte Kafka, dass sein Freund Max Brod seine Manuskripte nach seinem Tod verbrennen sollte, was Brod jedoch ignorierte und so die Werke rettete. Brod verkaufte die Rechte an den Berliner Verleger Salman Schocken. Durch die Judenverfolgung schwand das Interesse an der Literatur jüdischer Schriftsteller. Salman Schocken emigrierte nach Palästina und gründete dort Schocken Books; Brod folgte ihm wenig später mit unveröffentlichten Manuskripten seines Freundes im Gepäck.
1950 verkaufte Salman Schocken die deutschen Rechte an den S. Fischer Verlag in Frankfurt, wo die deutsche Ausgabe von Kafkas Werk bis heute ihre verlegerische Heimat gefunden hat.
Hans-Gerd Koch ist Literatur- und Editionswissenschaftler und seit vielen Jahren für die Kritische Kafka-Ausgabe des S. Fischer Verlags verantwortlich, unter anderem als Herausgeber der fünfbändigen Briefausgabe. Er leitet den Karl Rauch Verlag und arbeitet als Übersetzer und Ausstellungsmacher.
Isabelle Lehn, geboren in Bonn, lebt heute in Leipzig und schreibt erzählende und essayistische Prosa. Sie ist promovierte Rhetorikerin, Autorin des mehrfach ausgezeichneten Debütromans „Binde zwei Vögel zusammen" und zuletzt des Romans „Frühlingserwachen". Für ihre literarische Arbeit erhielt sie zahlreiche Preise und Stipendien, zuletzt den Dietrich-Oppenberg-Medienpreis für ihren Aufsatz „Weibliches Schreiben" (S. Fischer hundertvierzehn), der sich mit der geschlechts-spezifischen Rolle von Autor:innen im Literaturbetrieb auseinandersetzt.
Natascha Freundel ist Redakteurin bei radio3 vom rbb und Host des Debatten-Podcasts „Der zweite Gedanke". Sie hat Philosophie, Germanistik und Slawistik in Frankfurt am Main und Berlin studiert. Von 2010 bis 2018 war sie Redakteurin bei NDR Kultur in Hannover und Hamburg, zuvor berichtete sie als freie Journalistin und Literaturkritikerin aus Berlin, Israel und der Ukraine für die ARD Kulturwellen und verschiedene Zeitungen, u.a. „Berliner Zeitung" und „Die Zeit". Sie ist Sprecherin der Jury für den Deutschen Buchpreis 2024.
Einlass: 19:00 Uhr
Beginn: 19:30 Uhr
Tickets: 8,00 €
Ermäßigt: 5,00 €
Eintritt bis 17 Jahre kostenfrei
Karten gibt es über www.eventim.de
Ermäßigungen (Nachweis erforderlich):
Studenten, Azubis, Begleitung für Schwerbehinderte 100%.
Bitte beachten Sie:
Auf dieser Veranstaltung werden Foto- und Videoaufnahmen erstellt.
Bitte sprechen Sie den Fotografen an, wenn Sie mit einer Veröffentlichung nicht einverstanden sind.